Wie Wiesmath zu seinem Ortsnamen kam.

Wo heute die Kirche steht, mähte eines Tages einer der ersten Ansiedler die Wiese. Plötzlich schlug er mit seiner Sense an einen harten Gegenstand. Als er nachsah, fand er im Gras eine kunstvoll geschnitzte Figur des Jesuskindes, welches die Spuren seines Sensenhiebes an der Stirn trug. Er brachte nun das Jesuskind auf einen in der Nähe gelegenen Hügel (Rosenhügel oder Treitlerriegel), wo die Ortsbewohner die Kirche zu bauen beabsichtigten. Aber siehe da! Am nächsten Tag war das Jesuskind wieder an der Stelle, wo es der Mäher gefunden hatte. Die Bewohner der Ortschaft erblickten darin einen Wink des Himmels und erbauten an der Fundstelle des Jesuskindes eine Kirche, auf deren Hochaltar noch heute die Holzfigur in einem zierlichen Glaskasten steht und an seiner Stirn die Spuren jenes Sensenhiebes zeigt. Von jenem Ereignis an wurde der Ort "Wiesmath" genannt.

Quelle: Mündliche Überlieferung, aufgezeichnet in "Heimatbuch der Marktgemeinde Wiesmath 1295 - 1995." (Verfasser: Arbeitskreis Wiesmather Heimatbuch, Herausgeber: Marktgemeinde Wiesmath, 2811 Wiesmath, Hauptplatz 2, Tel.: 026 45/2231 ) unter dem Titel "Pfarrkirche - St. Peter und Paul " von Lutz KRAHL. Seite 69.

Eine weitere Sage stammt aus der Zeit um 1700 n. Chr. als die Kuruzzen von Süden eindrangen, das Vieh aus den Häusern raubten, die Häuser anzündeten und die Leute mißhandelten oder töteten:

"Der Meisterschuss"

"Wieder einmal kamen die Kuruzzen aus Ungarn über die Grenze. Sie wollten Wiesmath einnehmen und plündern. Die Wiesmather hatten rechtzeitig von ihrem Kommen erfahren und konnten sich vorbereiten. Rings um das Dorf rammten sie dicke Pflöcke ein und verflochten sie miteinander mit Draht und Schlehdornzweigen, dass die Kuruzzen nicht so leicht in den Ort eindringen konnten. Die Frauen flüchteten mit ihren Kindern in die nahen Wälder und versteckten sich.

Die Männer warteten mit Pfeil und Bogen, mit Sensen und Prügeln in den Kellern der Häuser und hinter Erdwällen, die sie errichtet hatten. Einige Wiesmather beobachteten vom Kirchturm aus das Lager der Kuruzzen vor dem Dorf. Der Anführer der Ungarn saß vor seinem Zelt und schien nachzudenken, wie man den Ort am leichtesten einnehmen könnte. Da brachten ihm einige seiner Leute ein Huhn, das sie gefangen und gebraten hatten. Die Wiesmather sahen das vom Kirchturm aus. Da sagte einer zu einem Bauernburschen, der ein guter Schütze war: 'Du Lois, schieß doch dem Kuruzzenkerl das Hendl aus der Hand!' Der Bursche ließ sich das nicht zweimal sagen, nahm seine Armbrust, legte einen Pfeil auf, zielte einen Augenblick und drückte ab. Der Pfeil traf das Hendl mitten in die Brust und riß es es dem Kuruzzen aus der Hand.

Die Ungarn schauten verwundert auf den Kirchturm. Da lachten die Wiesmather und drohten ihnen mit den Fäusten. Dem Kuruzzenhäuptling gefiel der Schuss. Er schickte einen Boten in das Dorf und ließ fragen, wer der Anführer der Wiesmather sei. Die riefen aus den Kellern und unterirdischen Gängen und hinter den Erdwällen: "Hier befehlen Petrus und Paulus, unsere Kirchenpatrone!' Dann griffen sie zu ihren Sensen, Dreschflegeln und Prügeln und verjagten die Kuruzzen. Die merkten sich die Niederlage, die sie erlitten hatten, und kamen nie mehr nach Wiesmath."

Quelle: wie oben, Seite 101; früher schon aufgezeichnet in "Heimatkunde des Verwaltungsbezierkes Wiener Neustadt", bearbeitet von der Lehrerarbeitsgemeinschaft des Verwaltungsbezirkes Wiener Neustadt, Band II "Im Wandel der Zeiten" Seite 202. Ca. 1956.